Was für ein verrückter Tag …

Noch schwer das Erlebte in Worte zu fassen. Kaum zu fassen eine solche Strecke an einem Tag zu ergleiten. Und auch heute einen Tag danach, bin ich noch dabei das emotional zu verarbeiten.

… nun ist die Landung schon fast 24 Stunden her, aber so richtig begreifen kann ich es noch immer nicht. Aber erstmal der Reihe nach:

Das Vorher

Bereits ab Mittwoch zeigte sich ja recht deutlich die gute Wettertendenz. Auch Bernd Fischer führte in meinen Augen völlig korrekt bereits 4 Tage vor dem Samstag die Bedingungen aus, so dass Arcus t Burgdorf Startaufstellungman sich mental schonmal auf die beiden tollen Tage Freitag, Samstag vorbereiten konnte. Der wunderbare 800km Flug vom Vortag, saß mir ehrlich gesagt am Samstag morgen noch etwas in den Knochen. Daraus ergab sich für mich ein relativ klares Bild für meine Tagesplanung. Entweder ich schaffe es unseren nigelnagelneuen ArcusT in der Flugzeugverteilung zu erjokern, oder ich helfe Steven bei der Schulerei. Überglücklich erhielt ich den Zuschlag, nachdem Pümpel selbst kein Flugzeug bekam, war auch das bereits 100% eingespielte Team wieder schnell gefunden. Noch schnell den einen oder anderen Liter in dieses großartige Sportgerät eingegossen und alles Zum Start gezogen. Starten hätte man vermutlich sinnvoll ab 9:30 können, der Flugbetrieb war in Wahnsinnsgeschwindigkeit aufgebaut und hätte ab ca. 9:40 einen Start ermöglicht. Ehrlich gesagt, war ich aber noch nicht sicher, wie stabil das Wetter bis zum Abend bliebe und war deshalb eher gelassen und voller Vorfreude auf einen erneut sicherlich tollen Flug mit Arcus und Pümpel. Schnell noch die letzten Wetterinfos mit dem Handy eingeholt. Die Sat-Bilder verrieten einen relativ großen Feutche-Flatschen auf dem Fläming. Dies bestätigte die prognostizierte Wolkenkarte von Topmeteo ebenfalls relativ exakt, sogar in den Abmaßen. Für mich war an dieser Stelle eindeutig, dass das TopMeteo-Modell den Tag sehr präzise vorhersagen kann. Der Entschluss war also relativ schnell gefasst, zunächst in den Westen auzuholen, um den Fläming noch etwas mehr Zeit zu geben. Für mich kristalisierte sich ebenfalls herraus, dass es wohl heute darauf ankäme, bis 15 Uhr möglichst wenig Schenkel geflogen zu sein und ab dann ca. aus dem EDR74 bis nach Fassberg die geliebte – von den Endmöranen geformte, von Flachwurzlern besiedelte – Rennstrecke des Nordens, im doppelten Jojo zu nutzen.

Der Beginn

Mit begrenzten, technischen Mitteln der Versuch euch meine chaotisch klingenden Ortsnamen zu beschreiben :-)

Mit begrenzten, technischen Mitteln der Versuch, euch meine chaotisch klingenden Ortsnamen zu beschreiben 🙂

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Feuchtes Moor bei Nienburg am Morgen

Kurz nach dem Start um 10 Uhr – noch eben das Triebwerk getestet – ging es Richtung Norden zu den ersten Wolken. Das Steigen war schon ganz ordentlich, die Basis an sich auch ok. Es ging Richtung Nienburg, durch die nicht als Thermikeldorado verschriene Strecke an dem Contidrom, über die Weser, bis nach Sulingen. Westlich der Weser konnten wir aber bereits mehrfach mit über 2m/s kurbeln und kamen deshalb auch gegen den Wind gut vorran. Dann beschlossen wir, nach 90km Richtung Westen, uns genug „gequält“ zu haben und uns nun von den 10-14 km/h Westwind schieben zu lassen. Das funktionierte an sich auch gut. Nochmal kurz hinter Allertal schön über der Aller eingegraben. Nachdem wir wieder oben waren, lud das Wetter aber bereits durch tolle Optik ein. An dieser Stelle war es aber nur den Live-Satellitenbildern zu verdanken (Danke Stefan und Bernd Goretzki), die zielführende Richtungsentscheidung entweder in Richtung Templin oder in Richtung Altes Lager zu treffen. Für Templin sprach die Ausrichtung der Wolkenstraßen, Für das Alte Lager die besseren Böden und die auf dem Sat erkennbare, abnehmende Breitlauftendenz. Die Entscheidung fiel also für den Fläming, der am Vortag bereits so großartiges Steigen produzierte. Bis zum EDR74 konnten wir dann einen langen Satz mit Groundspeeds um die 180km/h gleiten. Das brachte weitere Motivation ins Cockpit, um 12 Uhr hatten wir die magischen 200km im Sack. Hinter dem EDR 74 über Burg bis Altes Lager war die Optik eher unterdurchschnittlich, das Steigen aber vereinzelt ganz gut. Hier half dann unglaublich dieses großartige Flugzeug. Kein Wetter –> einfach weitergleiten und gleiten und gleiten und auf einmal ist man wieder im Wetter und nichtmal tief, aber trotzdem schnell. Wirklich ein Wahnsinns-Wurf dieser Arcus!!! Am Alten Lager konnten wir dann nochmal richtig satt den Bart zum „Rückenwindwende-Hoch“ treffen. Und so ging die Reise wieder Richtung EDR 74 zurück.

Bart nördlich Altes Lager

Optik von Era-Lessin nach Gardelegen

Da wir schon auf dem Ost-Schenkel im 74 nicht richtig „getroffen“ haben, war die Prämisse: Schön hoch dort über die Elbe zu gehen. Kurz vor Burg trafen wir dann auf Anhieb in 1100m nach dem ersten Kreis 4,2 m/s. Es folgte eine kurze Reihung, die ebenfalls hämrig aussah. So folgte ich meinem Instinkt den unzentrierten, knapp 5m/s Bart, sofort wieder zu verlassen. Klingt doof?!? Richtig! Danach noch einige Verlegenheitskreise und mit Ansage tief über die Elbe und ins EDR 74 geglitten. Dort konnten wir uns nach einigem Gebastel aber wieder einigermaßen hochackern und dann ging es los … Zu diesem Zeitpunkt – um halb 3 – hatten wir 500km auf der Uhr, obwohl Thermik und Flugweg nicht optimal waren. Und bei der Optik nach vorne …

… begann nach dem spaßigen – der sehr, sehr spaßige Teil des Fluges

Erkenntnisse wie … „Ach dafür ist diese -2 Stellung“ und „Bei 170 km/h steigt es also auch weiterhin“ sorgten für einen rasanten Ritt bis westlich von Soltau. Beim Umdrehen haben wir dann kurz beide gepennt und sind 3 km quasi 60° zu weit links vom Kurs geflogen. „Bestraft“ wurde der Umweg durch das notwendig machen von 2 Suchkreisen und einem knappen 3 m/s-Bart. Dann nochmal bei Unterlüss ein sehr guter Bart und wir konnten bis Genthin sehr zügig weitergleiten. Schenkel Nr. 4 war damit fertig, die Kopfrechnung erlaubte beim Kilometerstand 860 mit den letzten beiden Schenkeln sogar die 1.100km ins Visir zu rücken, die wir an dieser Stelle erstmals etwas ernsthafter im Cockpit diskutierten. Aber erstmal wieder zurück über die Elbe …

Das Finish

Diesmal konnten wir ganz gut durch das 74 gleiten, an Gardelegen vorbei bis nach Klötze (da geht er immer ;-). Dort trafen wir dann Gerrit und Andreas in der ASH 30. Haben ein paar Kreise zusammen gekurbelt, um dann beim Vorgleiten ein wenig die longitonale Komponente unserer Fortpflanzungsorgane zu überprüfen. Ich weiß … wie pupertär … war aber trotzdem Geil!!! Sehr schickes Flugzeug. Um halb 7 flog dann die 1.000km-Marke vorbei. Mit offenen Wasserhähnen jubelten wir kurz über dem riesen Wald östlich Unterlüss … um dann hochkonzentriert westlich Unterlüss mit dem erleichterten Flugzeug einen immer besser werdenden Bart in die noch aktive Thermikschicht (OBEN) zu kurbeln. Als wir oben dran waren ging es hin und her. Ich wollte eig. die 1.100km nicht ernsthaft schaffen und tendierte langsam in Richtung nach Hause (Stichwort: Man muss ja noch Ziele haben). Pümpel war allerdings bestimmt und vollauf in Richtung 1.100km orientiert und brachte das mit einer sonst von ihm ungekannten Wehemenz zum Ausdruck. Nach einigem Hin und Her folgte ich ihm. Hinter Soltau konnte man nochmal etwas das gleiten Verlängern, um dann auf dem Heimweg nochmal einen gut 2m/s Bart auf 1.600m zu finden. Ab da … Wölbe 0, 130 km/h und gleiten … und gleiten … und gleiten …

Stumpf ist Trumpf

In 700m glitten wir über unseren Flugplatz hinweg, laut LX noch 14km bis 1.100. Sobald 1.101km auf dem Display stand, zündeten wir das Triebwerk und landeten wenig später überglücklich auf unserem geliebten Flugplatz bei Ehlershausen.

Unglaublich, dass dieser tolle Verein es schafft, ein so absolut unglaubliches Flugzeug seinen Mitgliedern zur Verfügung zu stellen. Auch, dass alle ihre Dienste erledigen und man so unglaublich früh schon an der Winde starten kann. 1000 Dank LSV Burgdorf.

… Naja und das Ziel mit den 1.100km bleibt ja sogar 🙂

PS: Wir haben im Flugzeug mit dem Gedanken geliebäugelt, nächstes Jahr mal eine schöne Quali mit unserem neuen Lieblingsmuster zu fliegen. Falls jemand einen für 10 Tage im nächsten Sommer nicht braucht und übrig hat … wir sind bestimmt nicht die einzigen aus Burgdorf, die diese Idee haben 😉

 

Hier gehts zum Flug: http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/flightinfo.html?flightId=365144777

 

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Pümpel hat die EDV im Griff

Pümpel hat die EDV im Griff

Schicke ASH30

Schicke ASH30

Elbe

Elbe am späten Nachmittag

Geilomat - Arcus t Burgdorf

Geilomat

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Happy End – Die Trottel und die Sonne 😉

Arcus t Fläche, bei Celle

Abgleiten …

 

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