Ethereum (ETH) befindet sich seit vielen Jahren auf dem zweiten Platz in Sachen Marktkapitalisierung, gleich hinter Bitcoin (BTC). Dabei handelt es sich nicht um eine bloße Kopie, sondern um ein Projekt, welches die Möglichkeiten der Blockchain um ein Vielfaches erweiterte.

Was genau ist Ethereum?

Ethereum (ETH) ist eine Kryptowährung und eine Blockchain, die eigene Kryptowährung nennt sich Ether und wird mit ETH abgekürzt. Im Gegensatz zu den Coins von Bitcoin und vergleichbaren Kryptowährungen spricht man von Ether als einen Token. Bei Ethereum geht es weniger um Zahlungen und Wertspeicher, sondern um dezentrale Anwendungen (dApps) und Smart Contracts. Diese werden auf der Blockchain aufgezeichnet und laufen über die „Ethereum Virtual Machine“, dem Herzstück von Ethereum. Wie andere Blockchains auch setzt sich Ethereum aus einem dezentralen System aus Nodes zusammen. Im September 2022 wechselte die Blockchain vom Proof-of-Work-Konsensmechanismus zu Proof-of-Stake. Seitdem ist es nicht mehr die leistungsstarke Hardware, welche neue Transaktionen verifiziert, sondern der Stake, eine gewisse Menge an Ether, die für eine unbestimmte Zeit eingefroren werden. Wer sich also am Netzwerk beteiligen will, muss zunächst Ethereum zum Beispiel mit Kreditkarte kaufen oder ein anderes Zahlungsmittel verwenden und diese in einer Node einfrieren. Dann kann er Transaktionen bestätigen, um eine Belohnung in Form von mehr ETH zu erhalten. Dieser Vorgang wird „Staking“ genannt.

Entstehungsgeschichte

Das White Paper zu Ethereum wurde von Vitalik Buterin verfasst, einem russisch-kanadischen Programmierer. Er veröffentliche es im Jahr 2013. Im nächsten Jahr traf er sich mit den anderen sieben Mitgründern in der Schweiz, darunter Gavin Wood, welcher sich unter anderem für die Programmiersprache von Ethereum verantwortlich zeigte, genannt Solidity. Weiterhin involviert war Charles Hoskinson, der später das Projekt verlassen sollte und mit Cardano eine Konkurrenz-Blockchain entwickelte. Offiziell ging Ethereum 2015 online. In der Schweiz befindet sich auch die Ethereum Stiftung.

Der Ether Token

Die Kryptowährung Ether dient in erster Linie als Zahlungsmittel für interne Prozesse. Jedes Mal, wenn auf Ethereum ein Smart Contract ausgeführt wird, muss eine geringe Menge an Ether als Gebühr gezahlt werden. Diese Gebühren werden auch als „Gas“ bezeichnet. Deren Höhe ist abhängig davon, wie aktiv das Netzwerk aktuell ist. Je aktiver das Netzwerk, desto höher fallen die Gebühren an, wenn der Nutzer seine Transaktion vor allen anderen bestätigt haben will.

Eine Maximalversorgung von Ethereum ist nicht vorgesehen. Aktuell befinden sich 122.373.866 ETH im Umlauf. Derzeit werden Ether, welche zum Bezahlen von Gebühren verwendet werden, verbrannt und somit aus dem Umlauf genommen. Die Menge dürfte sich also für eine Weile verringern, bis ein neues Update etwas an der Geldpolitik von Ethereum ändert.

dApps (dezentrale Applikationen)

Bei dApps handelt es sich um dezentral auf der Blockchain laufende Anwendungen und Programme. Ihr Code ist in der Blockchain aufgezeichnet und die Ethereum Virtual Machine führt diese Programme aus. Dezentrale Applikationen können letztlich alles Mögliche umfassen, angefangen bei Blockchain-Games, bei dezentralen Finanzen (DeFi) bis hin zur Unterhaltung wie dem Blockchain-Streaming von Musik und Video-Inhalten. Weiterhin lassen sie sich für den Online-Handel verwenden, für die Verwaltung und Logistik und sie könnten auch eine wichtige Rolle in der Industrie 4.0 spielen. Entscheidend für den Einsatz von dApps sind die Smart Contracts.

Smart Contracts

Unter Smart Contracts versteht man sich selbst ausführende, programmierte Verträge. Sie werden ebenfalls auf der Blockchain aufgezeichnet und durch diese ausgeführt. Die Entwickler von Ethereum hatten das Prinzip der Smart Contracts war zwar nicht als erste konzipiert, aber dafür erstmals bei den Blockchains eingeführt. Smart Contracts sind transparent, ihr Code lässt sich von jedem überprüfen. Dadurch sind sie „trust-less“, nicht weil man ihnen nicht vertrauen kann, sondern weil Vertrauen nicht notwendig ist.

Im Grunde bestehen Smart Contracts aus Wenn-Dann-Funktionen. Sie überprüfen die Bedingungen selber und führen dann gemäß ihrer Programmierung ihre Aufgaben aus. Menschliches Zutun ist dabei (so gut wie gar nicht) notwendig, alles läuft automatisch ab. Sie lassen sich demnach nur schwer manipulieren. Jeder kann den Code auf Fehler und etwaige Hintertürchen untersuchen, da er transparent auf der Blockchain aufgezeichnet wird. Smart Contracts könnten sich in Zukunft in verschiedenen Bereichen einsetzen lassen. Bereits jetzt spielen sie eine entscheidende Rolle beim Blockchain-Gaming und Decentralized Finance (DeFi).

Ethereums Token-Standards und Tokenisierung

Eine weitere Innovation von Ethereum stellen die verschiedenen Token-Standards dar. Mithilfe von Smart Contracts lassen sich eigene Kryptowährungen erstellen. Das können ganz simple Tokens ohne weitere Funktionen sein oder eigene Krypto-Projekte. In der Tat gibt es eine Reihe von Kryptowährungen, welche die Blockchain von Ethereum nutzen, jedoch als eigenständige Projekte auftreten.

Ein berühmtes Beispiel für diese Tokens wären die NFTs (non-fungible Tokens). Das sind Kryptowährungen auf der Basis des ERC-721 Token-Standards. „Non-fungible“ steht für „nicht austauschbar“. Jeder einzelne NFT ist einzigartig und individuell, wodurch echte Knappheit von digitalen Gütern möglich ist. Während sich eine gewöhnliche Datei beliebig vervielfältigen lässt, ist das bei einem NFT nicht möglich. Wenn ein Künstler ein digitales Kunstwerk schafft, es als NFT „prägt“ (im Englischen: to mint) und bestimmt, dass es davon nur exakt fünf Stück geben kann, dann ist die maximale Menge dieses NFTs auf fünf begrenzt.

Mithilfe der Token-Standards lässt sich alles Mögliche tokenisieren. „Tokenisierung“ bedeutet, dass ein digitales oder ein reales Gut einen Token bekommt, welcher dieses Gut auf der Blockchain und den darauf aufbauenden Anwendungen repräsentiert. Das hat einige Vorteile. So lassen sich Kunstwerke, Aktien, ganze Märkte tokenisieren und damit in kleinerer Form zum Handel anbieten. Dadurch sinken die Einstiegshürden und die Tokens lassen sich unbürokratisch und schnell verschicken.

Bildmaterial: Ismagilov